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Schneeballen in der Kochkunst

17.12.13  

Seit gut 300 Jahren gehören die Schneeballen im Fränkischen in jede Konditorei.

Der Schneeball(en), ein Mürbteiggebäck, hat von Rothenburg ob der Tauber aus die Welt erobert. An seinen acht bis zehn Zentimetern Durchmesser und den Grundzutaten Mehl, Eier, Zucker, Butter, Sahne sowie Zwetschgenschnaps hat sich in den vergangenen 300 Jahren nichts Wesentliches geändert.

 

So hat das barocke Rezept aus dem Kochbuch der Ursulinen auch heute noch seine Berechtigung:

Schönne schneebahlen* Zu bachen* /

Nimbe ein schönes Mehl* .3. Ayr dotter / 4. oder .5. löffel voll sauren rämb* / mache den taig* nit Zue starckh vnd / Zäch* ihn woll ab Doch nit Zu vill // (ve 223) walge* blötter* Aus in der Gröst* wie / ein Grosses Deller* thue es vmb vnd / vmmb mit den Krämpfl radl* ab / rädln* vnnd in der mitten finger / braite strich rädlen* aber nit Gar / abrädlen* sondern das aneinander hengt / las alzeit ein strich ligen lög / den Andern aber auf ein Koch= / löffl hernach lass in das schmalz* das / es nit Aufeinmall Zu samen / fallen Die pfann* soll tief sein / vnnd miessen Ganz weiss* bleiben / Gib sye seints recht vnnd Guett, / man Kan sye auch .3. oder .4 wochen / behalten sye werden nür mirber* / wer auch will der Kann vnter den / taig .3. oder .4. löffl voll brandt / wein nemen. // (re 224)


Aus heutiger Sicht verständlicher liest sich das Rezept von Enzyklopädist Johann Georg Krünitz:


Schneeball, in der Kochkunst.
Man nehme schönes Mehl, ein halbes Quart oder Maaß gute Milch und zwei Loth frische Butter. Die Butter läßt man in der Milch zergehen, schlägt zwei ganze Eyer darein, klopft sie wohl ab, schüttet sie unter das Mehl, macht davon einen Teig, walzt ihn recht dünn aus, und bildet mit einem Krapfenrädchen Schneebälle daraus, legt sie in die Form, dann in Schmalz und bäckt sie aus. Die Form muß aber immer herum gedreht werden, bis man glaubt, daß der Schneeball fertig ist. Hierauf nehme man die Form heraus, mache sie auf, thue den Kuchen heraus, und fahre damit so lange fort, bis alle Schneebälle gebacken sind.

 

Quellen:
MORINO, Barbara (Hg.): Das Kochbuch der Ursulinen aus dem Jahr 1716 mit 560 Rezepten. Mandelbaum, Wien 2013.
KRÜNITZ, Johann Georg: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft. Berlin 1773-1858, CXLVII 349-350.

Kochbuch der Ursulinen

Quelle: flickr Ashley Deason   Kochbuch der Ursulinen aus dem Jahr 1716   Schneeballen-Originalrezept aus dem Ursulinenkochbuch