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KÜHBACHER Andrea, SCHLAPP Manfred: Worüber unser Gaumen lacht. Kulinarische Grüße von Freunden der schönsten Künste. Van Eck Verlag, Triesen 2004

Markus WEIGLEIN.   

Was hat ein ausgefallenes Kochbuch, das uns Geschmack auf Liebesoblaten nach Kuhhirtenart, Liegnitzer Bomben oder der ungarischen Variante der Sachertorte macht, mit dem 24. Dezember zu tun? Im Falle der kulinarischen Grüße von Andrea Kühbacher und Manfred Schlapp mehr als man erahnen kann. Denn ohne das Weihnachtsfest würde der vorliegende Schmöker gar nicht existieren. Schon im Jahr 2000 verfassten die beiden Autoren das Büchlein „Worüber unser Gaumen lacht - Grüße aus dem Unterleib.", das als Geschenk für Freunde unter dem Christbaum lag. An ´mehr´ war bei einer Auflagezahl von 50 Exemplaren da noch nicht zu denken. Schnell war daraus aber eine winterliche Tradition geboren, die auch in den kommenden Jahren am Leben gehalten wurde, ehe alle kulinarischen Leckerbissen in einem überregionalen Buchprojekt Eingang fanden.

 

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Worüber unser Gaumen lacht. Kulinarische Grüße von Freunden der schönsten Künste" garantiert - sofern man sich unbefangen darauf  einlässt und nicht zu angestrengt nach optischer Struktur, geschweige denn einem roten Faden, sucht - einen köstlichen Sinnestaumel.

 

Die Einleitung - „Lob der Kochkunst" - bereitet auf die nächsten knapp 130 Seiten vor. Ganz gemäß dem Motto der beiden Autoren - „ Die Kochkunst spricht alle Sinne an. Welche Kunst - abgesehen von der Ars amandi - kann derartige Sinnesgenüsse bieten?" (S. 10) - wird die Ars coquendi nicht ausschließlich auf die rein geschmackliche Komponente reduziert. Vielmehr versammelt das Buch neben den kulinarischen Köstlichkeiten auch künstlerische, vor allem aber auch literarische, die ja unter anderem auch  einen wesentlichen Teil der Gastrosophie ausmachen. Geographische Grenzen verschwimmen - Überregionalität wird bei der köstlichen Reise von Zürich über Liechtenstein bis in das österreichische Rheintal großgeschrieben.

 

Das Buch gliedert sich dabei in die drei großen Abschnitte „Venus im Schlafrock und Mars im Hemd", „Ricco e povero" und „Aus des Teufels Küche". Jedes Kapitel beinhaltet neben einer literarisch-künstlerischen Ausgestaltung einen Rezeptteil. Die Anleitungen zu den vielfältigen Gerichten sind angenehm knapp gehalten und werden mit der einen oder anderen  einleitenden Anekdote noch zusätzlich versüßt. Hier mag stören, dass das Buch keine - für viele Kochbücher doch so typische - Hochglanzfotos von Zutaten oder Kocherzeugnissen serviert. Das machen die liebevoll handkolorierten Zeichnungen und die ohnehin optisch wie auch sprachlich sehr ansprechend-elegante, anschauliche Form aber allemal weg, was wohl auch die internationale Jury des jährlich stattfindenden Gourmand World Cookbook Award so sah. Nicht umsonst wurde das Buch im Jahr 2004 „Bestes illustriertes Kochbuch in deutscher Sprache".

 

Dass mit diesem Buch eine derartige Vielfalt in vielerleich Hinsicht erreicht wurde, liegt vor allem daran, dass nicht nur Andrea Kühbacher und Manfred Schlapp als alleinige Autoren ihre Finger im Spiel hatten. Denn viele Rezepte, viele Beiträge sind von Freunden, Autoren, Dichtern, Künstlern, Hobby- wie auch Haubenköchen beigesteuert. Entstanden ist so ein Gemeinschaftswerk von über 60 (!) aktiv Mitwirkenden.

 

Summa summarum: Das Buch ist ein Leckerbissen. Sowohl kulinarisch als auch künstlerisch und literarisch. So lecker, wie sich die Gerichte erahnen lassen, so geschmackvoll lesen sich die Kurzessays, so optisch harmonisch agieren hierzu die selbst gemalten Bilder. Einzig die doch etwas zu lasche Strukturführung des Werkes - ob von den Autoren beabsichtigt oder nicht sei dahingestellt - stört, wenngleich wohl auch nur beim erstmaligen Aufschlagen des Buches.

Guten Appetit!

RezGaumenLacht (33k)

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KÜHBACHER Andrea, SCHLAPP Manfred: Worüber unser Gaumen lacht. Van Eck Verlag, Triesen 2004