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GOTTWALD Franz-Theo, FISCHLER Franz (Hg.): Ernährung sichern - weltweit. Ökosoziale Gestaltungsperspektiven. Bericht an die Global Marshall Plan Initiative. Murmann Verlag, Hamburg 2007.

KOLMER Lothar.   

Aus einer sozialen Idee, die 1987 für die österreichische Land- und Forstwirtschaft entwickelt wurde, entstand mittlerweile eine weltweite Bewegung, die auf Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Diese wendet sich vor allem gegen das nordamerikanische Modell des Marktfundamentalismus, das nach Ansicht der Autoren in eine ökologische und gesellschaftliche Sackgasse führt. Gerade die Entwicklung der letzten Zeit dürfte dies deutlich gemacht haben. Franz Fischler schildert dieses europäische agrarpolitische Konzept, das Agrikultur gegen das Farming stellt, was auch bedeutet, die EU-Fördersysteme neu zu gestalten. Ein Thema ist die Energieversorgung, hier gibt es Diskussionen um die nachwachsenden Rohstoffe und die erneuerbaren Energien. Vor allem die Konkurrenz von Energie- und Lebensmittelproduktion gibt zum Umdenken Anlass. Deutlich wird, dass freie Märkte allein keine Lösung darstellen, sondern hier regulierend eingegriffen werden muss. Das internationale Handelssystem ist fair weiterzuentwickeln. Vor allem das Agrarfördersystem der USA müsste geändert werden. Denn das betrifft gerade die Kleinbauern in der Dritten Welt. Zwar sanken die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse, etwa von Kaffee, Kakao, Zucker von 1980 bis 2002 um 47%, was aber die Zahl der Armen nicht verringerte, sondern im Gegenteil eher steigen ließ, weil die Agrarsubventionen der Vereinigten Staaten die afrikanischen Länder leiden ließen. Die Landwirtschaft wäre wichtig zur Reduzierung der Armut in Afrika, aber auch in Asien. Transnationale Großkonzerne, Saatguterzeuger profitierten, wie auch der Handel, während die Kleinbauern sich zunehmend verschulden mussten. Vor allem gilt es das Preisdumping der großen Unternehmen zu beenden. Die Landwirtschaft ist herausgefordert, weil die Viehhaltung zur Emission von Stickstoffverbindungen, Ammoniak und Nitrat sowie dem Treibhausgas Methan in hohem Maße beiträgt. Energiepflanzen wie Mais, Raps und Zuckerrohr als hochintensive Monokulturen verlangen starken Maschinen- und Düngemitteleinsatz, was ebenfalls Treibhausgase freisetzt. Dazu kommen die Bodendegradation und ein enormer Wasserverbrauch. Auch hier braucht es neue Standards in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Diese sollen zu Nahrungsmittelsicherheit, zu Tier- und Pflanzengesundheit führen. Bei entsprechend besserer Haltung ergeben sich bei der Schweinemast nur 6% höhere Kosten. Doch die Frage ist, ob einerseits viele Kunden die höheren Preise zahlen und ob andererseits diese Normen auch international durchgesetzt werden können. Hierfür gibt es verschiedene Optionen, die diskutiert werden.

 

Den letzten Teil des Buches bilden die Erfolgsbeispiele zum Empowerment. Dieses kann durch Mikrokredite geschehen, durch bessere Ausbildung, durch Fair Trade. Vor allem neue Bildungskonzepte, die in Kolumbien entwickelt wurden, scheinen erfolgversprechend zu sein. Wesentlich ist dabei, dass die „Schüler" in die Entwicklung des „Curriculums" eingebunden werden, somit der alte Grundsatz des docendo discere hier exemplarisch umgesetzt wird.

 

Angesichts der großen Herausforderungen, die auf die Menschheit warten, und der doch eher kleinen Schritte, die getan werden, bleibt beim Leser am Ende Skepsis zurück, ob es gelingt, das Notwendige zu tun. Wenn nicht - die dann zu erwartenden Folgen sind deutlich dargestellt.

 

GOTTWALD Franz-Theo, FISCHLER Franz (Hg.): Ernährung sichern - weltweit.