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LIEBERMANN Silvia, ETSCHEIT Georg, GOTTWALD Franz Theo: Die Bio-Macher. Was bewusste Genießer wissen sollten. Produkte - Unternehmen - Handel. Herausgegeben von der Schweisfurth-Stiftung. Knesebeck-Verlag, München 2008.

KOLMER Lothar.   

Der Verbraucher ist verunsichert. Auf der einen Seite tauchen immer wieder Berichte über Gammelfleisch auf, über die mit fragwürdigem Aroma angereicherten Industrieprodukte. Auf der anderen Seite kann jeder Verbraucher beim Einkauf erleben, wie billig und geschmacklos manche Produkte sein können. Die Zahl der „Bio"-Lebensmittel hat andererseits so stark zugenommen, dass schon Unüberschaubarkeit eintrat.

Das Buch formuliert Prinzipien der Gesundheit von Böden, Pflanzen und Tieren und Menschen, das Prinzip der Ökologie, vor allem auch der Umwelt, in der Mensch, Tiere, Pflanzen leben; dazu der Gerechtigkeit, mit Lebenschancen für alle und der nachhaltigen Fürsorge auch für kommende Generationen. Das betrifft Ethos und Moral von Erzeugern Handel, Management, aber auch das tägliche Verhalten der Konsumenten. Es folgen dann die positiven Beispiele, etwa von den handwerklichen Bäckern, die durch die großen Brotfabriken in Bedrängnis kommen. Letztere setzen Stabilisatoren, Emulgatoren, Mehlbehandlungsmittel, Trennmittel und Säuerungsmittel ein, die nicht einmal kennzeichnungspflichtig sind.

Statt Qualität ist immer noch die schiere Quantität angesagt; der Fleischverzehr liegt bei 86 kg Fleisch und Wurst pro Person in Deutschland. In Österreich werden an die 850.000 t Fleisch pro Jahr verarbeitet. Die Folgen sind gravierend, der Wasserverbrauch ist enorm, die Gülleproduktion dito. Die deutsche Regierung begünstigt nach Aussage des Buches die Genehmigung von Massentierhaltungen und hat die Unterstützung für Kleinbetriebe, den ökologischen Landbau gekürzt. Wegen moderner Fangmethoden sind die weltweiten Fischbestände bedroht, damit die Nahrungsgrundlage von Millionen von Menschen. Das Umweltsiegel MSC für Fische und Fischprodukte aus nachhaltig bewirtschafteten Beständen ist ein erster Schritt.

Milchprodukte gehören zu den Grundnahrungsmitteln, enthalten lebenswichtige Nährstoffe. Heutige Kühe sind auf Hochleistung getrimmt, erhalten entsprechendes Kraftfutter. Nur noch 5% aller deutschen Milchkühe kommen regelmäßig auf die Weide. Der Rest steht das ganze Jahr im Stall. Milch wird in industriellen Betrieben verarbeitet, die kleinen Landmolkereien waren praktisch ausgestorben, erleben aber eine Wiederauferstehung. Fair-Trade-Produkte helfen bäuerlichen und kleinbäuerlichen Produzenten von Kaffee, Kakao, Tee, Pfeffer und Gewürze in der Dritten Welt. Wenn Schokoladenhersteller wie Ritter die Produktion mit ökologisch angebautem Kakao ergänzen, wird das Auswirkungen haben. Das Gleiche gilt für Kaffeeproduzenten und die von Pfeffer, wobei hier der Bioanteil verschwindend gering ist.

Als Greenpeace 2007 500 konventionelle Gemüse- und Obstproben aus verschiedenen Supermärkten untersuchen ließ, wurden in 65% der Proben gleich mehrere Pestizide gefunden, bis zu 16 Chemikalien steckten in einer Portion Tafeltrauben. Petersilie, Ruccola, Paprika weisen vor allem überhöhte Werte auf. Die Pestizidwerte stiegen von 1998 bis 2004. Obst und Gemüse aus biologischem Anbau sind weitgehend frei davon.

Es ist damit einsichtig, dass wir regionale Bioprodukte bevorzugen sollten, zudem die entsprechenden jahreszeitlich angebauten und erhältlichen Lebensmittel. Auch die Weintrinker können sich nicht in Sicherheit wiegen: Eine Untersuchung von 34 konventionellen und 6 ökologischen Weinen hat 2008 ergeben, dass alle konventionellen Weine mit Pestiziden belastet waren. Auch hier gab es wieder mehrere Rückstände in einer Probe. Wenn man vordem glaubte, dass die Chemikalien auf den Trauben durch die alkoholische Gärung weitgehend entfernt würden, auch konventionelle Weine damit pestizidfrei seien, erwies sich das als falsch. Auch beim konventionellen Anbau muss auf Spritzmittel verzichtet, besser noch: der biologische Anbau ausgedehnt werden.

Im zweiten Teil des Buches wird auf Erzeugerringe, Reformhäuser und entsprechende Firmen hingewiesen. Am Ende stehen die Grundsätze für einen verträglichen Ernährungsstil und ein Anhang mit den wichtigsten Kontaktdaten. Das üppig bebilderte Buch liefert im jeweiligen Einleitungsteil die wesentlichen Fakten, gibt einen Problemaufriss und zeigt Lösungsansätze. Die Porträts der jeweiligen „Leuchtturm"-Betriebe verschaffen den Konsumenten wesentliche Informationen, können aber auch für andere Produzenten ein Anstoß zur Veränderung sein.

 

LIEBERMANN Silvia, ETSCHEIT Georg, GOTTWALD Franz Theo: Die Bio-Macher. Was bewusste Genießer wissen sollten.