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KEGEL Bernhard: Epigenetik. Wie Erfahrungen vererbt werden. DuMont-Verlag, Köln 2009.

BUCHART Karin.   

Bernhard Kegel hat mit seiner Abhandlung über Epigenetik viel Beachtung erfahren. In den Jahren der Entschlüsselung des genetischen Codes wurde den Genetikern langsam bewusst, dass dieser Code des Menschen bei Weitem nicht die erhoffte Einsicht bringt. Die Anzahl der menschlichen Gene wurde ständig nach unten korrigiert und liegt nun bei 19.000. Wenn das Genom des Menschen weniger Gene enthält als das der Maus, so kann der Schlüssel unseres genetischen Codes nicht in der Anzahl der Gene liegen.

Sie stand bereits in allen Lehrbüchern und war ebenso einfach wie logisch: die Weitergabe der genetischen Information durch das Kopieren von DNA-Abschnitten. Erst in den letzten Jahren kamen viele weitere Parameter zum Vorschein, die die Vererbung beeinflussen. Sogar Erfahrungen und Verhaltensweisen können sich im Genom festsetzen, wie in dem schwedischen Dorf Överkalix erstmals aufgedeckt wurde. Durch einen glücklichen Zufall lagen für dieses Dorf umfangreiche historische Datensätze vor. Und diese Daten waren der Einstieg in ein faszinierendes Kapitel der Genetik. Die Zahlen aus Överkalix zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Ernährungsverhalten der Eltern und Großeltern in der Slow Growth Period und dem Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lebenserwartung.

Der Epigenetiker nun betrachtet nicht nur die DNA selbst, sondern besonders auch die chemischen Begleiter der DNA. Kegel nennt sie „chemische Anmerkung des DNA-Textes". Diese Verbindungen können die Aktivität von Genen verändern, sie an- und abschalten, sie können sogar ganze Chromosomen an- und abschalten.

Umwelterfahrungen und Lebensstil sind also in der Lage, den epigenetischen Zustand zu verändern, und wirken damit weitreichend bis in die nächsten Generationen hinein. Epigenetische Programmierfehler sollen sogar bei der Entstehung von Krebs eine entscheidende Rolle spielen. Somit ergeben sich viele neue Fragen, etwa über Möglichkeiten der Früherkennung und Therapie.

In der Genetik scheint kein Stein auf dem anderen zu bleiben und das lässt spannende Jahre erwarten.

PS: Das Buch „Epigenetik" von Bernhard Kegel hat es auf die Shortlist zum „Wissenschaftsbuch des Jahres" in Österreich geschafft!

 

Link zum Verlag:

KEGEL Bernhard: Epigenetik. Wie Erfahrungen vererbt werden. DuMont-Verlag, Köln 2009.